Ein Leben umgeben von Büchern – Daumen hoch! Oder: Was ich aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der städtischen Bücherei mitnehmen und Autor*innen mitgeben kann

„Wir ziehen um!“ Nein, dieser Satz ist nicht (ausschließlich 😉) privat zu verstehen. Vermutlich kann man zwar bei einer Übersiedlung einiges über Planung und Zeitmanagement lernen, was beim Schreiben und Veröffentlichen der eigenen Texte hilft, aber das ist ein anderes Thema. Ein Thema, zu dem ich nicht wirklich viel Hilfreiches beitragen kann, da ich alles andere als eine Expertin darin bin …

Ich möchte mich darauf konzentrieren, woran mich die Mitarbeit in der kleinen, aber feinen Bücherei erinnert hat. Worauf es bei der erfolgreichen Umsetzung von Buch-Projekten (oder Geschichten-Projekten oder Ähnlichem) ankommen kann. Was ich mir für meine Arbeit mitnehmen kann und was ich weitergeben möchte.

Persönlich,

aber keine Beweihräucherung

Ja, es wird etwas persönlicher, aber wer reine Selbstbeweihräucherung von mir erwartet, sollte vielleicht an diesem Punkt aufhören. Wer bleiben soll? Ganz einfach: alle, die mehr über mich und gleichzeitig mehr über einige Punkte, die fürs (eigene) Autor*innen-Leben hilfreich sein können, erfahren möchten. All jene sind herzlich eingeladen, sich mit mir gedanklich in die Umsetzung des Umzugs und der Neuorientierung der Bücherei zu begeben.

Umzug der Bücherei für mehr Öffnung

Die gute Nachricht zuerst: Mittlerweile ist die Bücherei in meiner (kleinen) Heimatstadt offiziell umgezogen. Mit dieser Neuorientierung ging der Wunsch einher, mehr für die Leser*innen in der Umgebung zu tun, öfter für sie da zu sein. Offen zu sein. Die Mitarbeiter*innen sind allesamt ehrenamtlich tätig, weshalb eine Aufstockung des Teams notwendig geworden ist. Und so wurde ich von einer der Damen, die weiß, wie sehr ich Bücher und Geschichten mag, gefragt, ob ich nicht unterstützen könnte. Momentan bin ich dabei, gemeinsam mit den erfahrenen Kolleg*innen die Bibliothek als Ort der Begegnung und des Lesevergnügens kennenzulernen. Sprich: Für mich ist es ein Learning by Doing, damit ich bald ganz allein für die großen und kleinen Besucher*innen da sein kann.

Was da zu sein für Autor*innen bedeuten kann

„Schön, dass die Bücherei jetzt öfter da ist, aber ich habe nichts davon, lebe ganz woanders, habe meine eigene Stammbibliothek“ könnten einige einwerfen. Stimmt, aber was heißt denn Öffnung? Da sein, etwa. Und es ist für Autor*innen genauso wichtig, dass sie für ihre Leser*innen da sind. Öffnen, also präsent sein, ist ein zentraler Aspekt, wenn das Traumbuch kein Traum bleiben soll. Es ist zwar nicht zwangsläufig der allererste Schritt, aber man kann Leser*innen von Beginn an auf die Schreib-Reise mitnehmen; etwa auf Social Media. Allerallerallerspätestens ist die Ankündigung des Erscheinens des eigenen Buches eine Form der Öffnung, der Präsenz. Eine Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Angebote zum (zumindest virtuellen) Austausch fallen ebenso in den Bereich der Öffnung. So können Autor*innen für ihre Leser*innen da sein.

Präsentation und Sichtbarkeit

Bloße Präsenz allein ist ein Anfang, darauf kann und sollte Sichtbarkeit aufbauen. Vielleicht sind die Grenzen gar verschwimmend. Aber egal, wie weit oder eng man die Definition fasst, eine ansprechende Präsentation kurbelt die Sichtbarkeit an. Nicht nur für die städtische Bücherei, sondern auch für Autor*innen und ihre Werke. Da geht es jetzt Richtung „Wie“. Das ist natürlich ein Thema, das mindestens einen eigenen Beitrag verdient hat. Und wohl mehrere benötigt oder gar ein ganzes Buch. Tja, vielleicht fühlt sich ja jemand angesprochen und arbeitet an einem Leitfaden zu Sichtbarkeit und Selbstvermarktung von Autor*innen …

Einen Denkanstoß möchte ich an dieser Stelle mitgeben und kurz erzählen, warum die neue Ausrichtung der städtischen Bücherei viel zur besseren Sichtbarkeit und einer ansprechenden Präsentation beiträgt. Warum so genau? Weil sich zumindest grob Analogien finden lassen können …

Nicht mehr verstecken

Kellerräume sind für Sichtbarkeit so ein Thema, denn sie sind versteckt. Die Bücherei war bis vor Kurzem in einem solchen angesiedelt. Erreichbar: über wenige Stufen hinauf bis zum Tor des Gebäudes und eine durchaus steile Treppe nach unten. Alles andere als barrierefrei. Tageslicht? Fast Fehlanzeige. Wenige bis gar keine Strahlen haben den Weg durch die schmalen Fenster, die über Kopfhöhe sind (zumindest, wenn man keine guten zwei Meter groß ist), herein gefunden. Ja, die Bücherregale hatten Platz, aber wenn mehrere Besucher*innen gleichzeitig schmökern wollten, wurde es etwas beengt. Ja, es war gut, dass die Räumlichkeiten da waren, aber die Bücherei konnte ihr Potenzial noch nicht so recht entfalten.

(Weitaus schlimmere) Pendants für Autor*innen: Schubladen, 90er-Webseite, Plattformen für alle anderen Gegenstände außer Bücher etc. (Ja, da kann man sicher noch einige kreative Verstecke finden …)

Einladend sein (nicht nur) als Bücherei

Fast Forward: Jetzt ist die Bücherei in einem ehemaligen Geschäftslokal untergebracht, das große Auslagen hat. Die Sonne kann den Raum mit ihren wohlig-warmen Strahlen durchfluten. Passant*innen können auch von außen ein wenig hineinschauen (und trotzdem nicht alles erkennen), um ihre Neugierde zu stillen. Licht und eine breite Eingangstür sorgen dafür, dass man sich willkommen fühlt. Und innen? Der neue Ort bietet mehr Platz und die Kolleg*innen tragen viel dazu bei, eine fast heimelige Atmosphäre zu schaffen. Es gibt mehrere Lesesessel, eine grüne Couch und eine richtig großartige „Kinderecke“. (Schade, dass ich dafür zu alt bin.) Einfach einladend!

Nicht sehr subtiler Hinweis: „Einladend“ und „sichtbar“ sind zentrale Stichwörter, die man sich als Autor*in merken sollte!

Teamwork für eine gelungene Neuorientierung

Das Übersiedeln der Bücherei hätte ohne Teamwork ziemlich in die Hose gehen können. Da Träger nicht unendlich viel Geld in ein eher gemeinnützig ausgerichtetes Projekt hineinstecken können, war viel Einsatz des Teams notwendig. Viele meiner Kolleg*innen waren ständig dabei. Ich habe, so es meine Zeit zugelassen hat, mitgeholfen. Beim Bücher ausräumen und beim Wiederaufbau und Einsortieren am neuen Ort, beim Säubern und allen Vorbereitungen.

Teamwork zeigt sich in der Bücherei hinter den Kulissen und genauso vor dem Vorhang – im Betrieb und bei Veranstaltungen. Jedes Mitglied unterstützt mit Expertise und Einsatz. So werde ich etwa, wenn es um die Website oder andere Texte geht und ich gebraucht werde, anpacken.

Bücherschlange

Eine geniale Aktion möchte ich nicht unerwähnt lassen (leider nicht meine Idee): die Bücherschlange. Am Tag vor der offiziellen Neueröffnung haben die Leser*innen und Besucher*innen der Bibliothek geholfen, die letzten Bücher an den neuen Standort zu transportieren. Verteilt auf die guten 100 Meter oder sogar etwas mehr haben wir einander die Bücher weitergereicht und sie so in die neue Bücherei getragen. (Fast) jedes Buch einzeln. Und nebenbei einige Passant*innen so richtig neugierig gemacht. Teamwork eben. Von allen.

Ein Team fürs Buch

Auf den ersten Blick ist Autor*innenschaft eine einsame Angelegenheit. Ein Team ist aber eine wichtige Stütze auf dem Weg zum eigenen Buch. An fast allen Ecken und Enden eines Schreib-Projekts kann der Mehrwert von Zusammenarbeit gar nicht hoch genug geschätzt werden. Vielleicht schon bei der Ideenfindung und Ideensammlung. Manchmal kann Unterstützung von außen ebenso beim Schreiben helfen. Stichwort (oder genauer genommen Stichwörter im Bereich der Profis): Ghostwriter und/oder Coaches. Genauso, wenn der Text in der Rohfassung einigermaßen steht; Stichwort: Testleser*innen. Dann können weitere Profis zum Team dazustoßen: Lektor*innen (mit Lektorat und/oder Korrektorat), Grafiker*innen, Partner*innen für Druck und Vertrieb etc. Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen …

Orientierung für Besucher*innen

Im Team kann man gute Fragen stellen: „Wohin damit?“ Leser*innen brauchen Orientierung. Ihnen muss möglichst rasch klar sein, wo sie was finden. In einer Bibliothek wie an allen Orten, an denen sie zu ihrem Lesestoff kommen. Wie wichtig überlegte An- und Einordnung sind, wird beim Übersiedeln in die neue Bücherei klar. Wie kann sichergestellt werden, dass das Gustieren für Besucher*innen ein angenehmes Erlebnis ist? Das Ziel, grob gesagt: für eine entspannte Atmosphäre sorgen, ohne Herzrasen oder hochrotes Gesicht (vor Wut; Hitze kann man wohl nicht beeinflussen). Optisch sollte es in Präsenzbibliotheken oder Geschäften ebenso ansprechend sein. So viele Aspekte und Ideen zur Ordnung und Orientierung kann man beachten …

Und ich kann eins sagen: Das Team der Bücherei hat großartige Arbeit geleistet und die Besucher*innen werden bald neuen Lesestoff finden, freudig und entspannt.

Orientierung für Leser*innen

Was für eine gesamte Bibliothek zum Thema Orientierung gilt, mit den Tausenden von Büchern (je nach Größe der Einrichtung mehr oder weniger), ist ebenso für das eigene Werk zentral. Je besser die Einordnung durchdacht und vorbereitet wird, desto leichter wird ein Buch von den richtigen Leser*innen gefunden. Diese kämpfen sich wohl eher ungern durch einen Dschungel an irrelevanten Stichworten und/oder Kategorien. Die Gefahr, dass sie sich sogar verirren, ist groß …

Was ebenso passieren kann, ist, dass ein Wegweiser falsche Erwartungen und Hoffnungen weckt. Zumindest, wenn die Zuordnung nicht wirklich passend ist.

Da dieser Punkt so zentral ist für die Platzierung – zumindest, wenn man ihn weit interpretiert, wird es bald einen kurzen eigenständigen Beitrag dazu geben. Versprochen!

Umgeben von Büchern und Geschichten
Man könnte auch Fazit dazu sagen …

Von Büchern und Geschichten umgeben zu sein, ist einfach wunderschön. Ja, da hüpft das Herzerl (oh, da hat sich vor Emotion ein bisschen Dialekt hineingeschlichen …) mitunter vor Freude. Um diese Wohlfühlatmosphäre etwa in einer kleinen Bücherei zu schaffen, sind viel Planung und Einsatz notwendig. Ich weiß, wovon ich spreche. Der eine oder andere Aspekt lässt sich sogar gut auf das Autor*innen-Leben und die Verwirklichung des Buchtraumes umlegen. Überlegungen zu Präsenz, Sichtbarkeit, Teamarbeit oder Orientierung sollten also nicht in der Schublade verschwinden …