So können Autor*innen den Fehlerteufel etwas ärgern – Fünf tolle Tricks zur (ersten) Kontrolle und Überarbeitung von Texten

Sie können überall lauern, die kleineren und größeren Fehler. Oder die Logiklücken. Immer und überall. Bei langen, aber auch bei kurzen Texten. Sobald man etwas schreibt, können sie sich einschleichen, die Fehler. Und sei es nur, weil man eine Taste zu schnell oder versehentlich zu häufig getippt hat. Nur angekommen ist vielleicht. Wenn sie einmal da sind, die Fehlerchen, sollten (wir) Autor*innen / Urheber*innen sie so gut wie möglich auffinden. Bevor sie unseren Leser*innen unangenehm auffallen.

Auch wenn diese nicht zwangsläufig so pingelig wie Lektor*innen sind, könnte sich doch eine gewisse Unzufriedenheit bei ihnen einstellen. Ein leichtes Heben der Augenbrauen, oder nur von einer, ein Verziehen der Mundwinkel, ein minimales Rümpfen der Nase (sehr viel ist wohl anatomisch nicht ganz so realistisch). All das sind deutliche Zeichen dafür, dass Fehler wahrgenommen und kritisch beäugt werden, sie vielleicht sogar sauer aufstoßen.

Überarbeitung für besseres Lese-Erlebnis

Eine Überarbeitung – gerne mehrere Runden – lohnt sich immer. Vielleicht zaubert ein Text dann ein leises Lächeln ins Gesicht von Leser*innen. Eine anfängliche Überarbeitung lohnt sich ebenso, wenn ich einen Profi engagiere, der Text noch ins Korrektorat oder Lektorat geht.

Manchmal müssen es keine professionellen Augen mehr sein. Der Text für die Einladung zur Motto-Party sollte trotzdem gut verständlich und möglichst fehlerfrei sein. Oder die Antwort auf eine Mailanfrage. Oder der Liebesbrief / die Liebes-Mail. Oder. Oder. Oder. Daher habe ich einige Tipps für die Überarbeitung auf Lager. Sprich: damit indirekt für entspanntere Gesichtszüge bei Leser*innen.

1. Rechtschreib-Check und Tools (Achtung: nur bedingt empfehlenswert)

Die meisten gängigen Textverarbeitungsprogramme bieten Rechtschreib-Checks. Außerdem gibt es online zusätzliche Tools, die sich bei der Fehlersuche Rechtschreibung und Grammatik widmen. Die sind, das möchte ich unbedingt festhalten, mit Vorsicht zu genießen. Sie können Augen und menschliches Wissen nicht ersetzen. Keinesfalls.

Trotzdem kann man einen schnellen Check damit durchführen, um mögliche Fehlerquellen zu eruieren. Sie finden zumindest fehlende Abstände oder zu viele Leerräume in nicht handschriftlichen Texten, die manchmal mit freiem Auge untergehen. Sie können zudem auf Stellen hinweisen, die man sich genauer anschauen sollte, weil möglicherweise doch Fehler drin sind. Gröbste Tippfehler, die Unsinns-Worte ergeben, sollten die Rechtschreib-Checks auch entdecken.

Anmerkung: Solche Rechtschreib-Checks übersehen aber halt leider viel. Ganz viel. Vor allem, wenn es um Fehler oder Ungenauigkeiten auf der Inhalts- und Bedeutungsebene geht. Wie etwa unterschiedliche Geburtsjahre einer Person. Es kann ebenso vorkommen, dass man sich einen vollständigen Satz ausgedacht hat, aber nicht alle Wörter wirklich getippt, also aufgeschrieben hat; versehentlich. Das passiert mir manchmal, der grobe Fehler hat sich eingenistet. Nicht immer findet der Rechtschreib-Check diesen Mangel. Ab und zu schummeln sich zudem falsche Vorschläge hinein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nach dem Rechtschreib-Check sogar mehr Fehler in einem Text sind.

Ein Mythos? Würde ich so nicht sagen. Tja, ich habe es selbst ausprobiert und meine Erfahrungen zu den häufigsten Fails der Programme verarbeitet. Wer sich in dieses Thema vertiefen, mehr über gängige Fehler, die von diesen Tools oft nicht gefunden werden, wissen möchte, ist hier richtig: How Shocking! – Deshalb sollten Sie der Textprüfung in Word & Co. nicht blind vertrauen.

2. Pausen, Pausen, Pausen

Pausen sind in vielen Situationen ein nicht gar so geheimes Geheimrezept für mehr Erfolg. Beim Schreiben wird man in den eigenen Text hineingezogen. Vom Wörterwirbel erfasst, verliert man leicht die objektive Orientierung. Die Augen verschließen sich vor Fehlern. Betriebsblindheit nennt sich dieser Zustand, der auch mir vertraut ist. Daher ist es wichtig, vor dem Überarbeiten eines Textes eine Pause einzulegen. Der Text kann ruhen, so können es unsere Augen und unser Hirn. Eine Pause darf und soll länger sein. Bei größeren Textbrocken empfiehlt es sich, zu versuchen, diese gänzlich aus dem Sinn zu bekommen. Erst dann wächst die Chance, Fehler zu entdecken.

Dank einer angemessen langen Pause sind unsere Augen und unser Hirn wieder frisch(er). Im Idealfall sind wir weit aus dem eigenen Text draußen. Wir können ihn mit mehr Objektivität überarbeiten, einige Fehler oder Ungenauigkeiten erkennen. Da fällt vielleicht doch auf, dass das „das“ in einem Relativsatz kein „dass“ ist. Oder wir keine 1860er-Party machen wollen, sondern im Stil der 1960er feiern. Oder. Oder. Oder.

Anmerkung: Vor allem in längeren Texten, also in Büchern, werden wir vermutlich nicht alle Fehler aufspüren, und zumindest nicht das volle Verbesserungspotenzial ausschöpfen können, aber es ist ein Anfang. Einer, der ganz wichtig sein kann.

3. Verkehrt lesen

Verkehrt? Ja, richtig gelesen: verkehrt. Verkehrte Welt spielen ist ein weiterer Trick fürs Überarbeiten. Wenn Rechtschreibung und Grammatik auf dem Prüfstand sind, kann man sich vom Ende eines Textes bis zum Anfang durcharbeiten. In der verkehrten Richtung also. Man beginnt mit dem letzten Wort und kontrolliert bis zum ersten Buchstaben ganz oben auf Fehler. Das lenkt den Fokus auf Wörter, Tippfehler können so eher ins Auge fallen. Außerdem kann unser Hirn uns dabei nicht so leicht austricksen. Die Chance, dass wir das lesen, was dasteht, ist größer.

Wenn wir einen Fehler finden, einen fehlenden Buchstaben oder einen zu viel etwa, dann umso besser. Denn der ist im Text verkehrt.

Anmerkung: Diese Methode ist vor allem für Rechtschreibung und Grammatik geeignet. Fehlende Wörter oder widersprüchliche Angaben, die den Inhalt beeinflussen, können trotzdem übersehen werden, bleiben als Fehler im Text. Potenzial, einen Text lesbarer zu machen, fällt so auch nicht auf.

4. Laut, lauter, am lautesten

Wie klingt ein Text, wenn er laut vorgelesen wird? Je weniger Fehler sich eingeschlichen haben, desto besser. Zumindest als Basis. Wenn für diesen (ersten) Check Grammatik und Rechtschreibung im Fokus sind, können die Ohren Hinweise liefern, wenn etwas nicht stimmt. Man muss sie nur spitzen. Selbst laut lesen, um Fehler zu hören, ist eine Möglichkeit. Oder sich laut vorlesen lassen. Hier kann man auf die – zugegebenermaßen meist etwas gewöhnungsbedürftigen – Stimmen von (Online-)Tools (Text-to-Speech, Laut vorlesen etc.) zurückgreifen. Vielleicht hat man sogar menschliche Unterstützung zur Hand, kann bei dieser Art der Fehlersuche in der Rolle des Publikums aufgehen.

Durch das laute Vorlesen öffnet sich eine neue Perspektive auf den Text, die nicht übers Sehen arbeitet. Werden die Ohren eingespannt, können sie Laute wahrnehmen, die von den zu erwartenden abweichen. Sprich: Manche Fehler kann man hören. „Unser Katerchen nähert sich begierig Futterschüssel.“ Im Selbsttest bringt mich die eigenartige Betonung der Koseform von Kater zum Schmunzeln. Der Rest des Satzes klingt kurz und hastig. Zu hastig. „Unser Katerchen nähert sich begierig seiner Futterschüssel.“ Das ist wie Musik in meinen Ohren. Fast jedenfalls.

Anmerkung: Laut vorlesen kann dabei helfen, Fehler und Holprigkeiten in einem Text aufzuspüren. Allerdings hat diese Methode ebenso Grenzen. Nicht alle Rechtschreibfehler haben Auswirkung auf die Aussprache. Mir fällt da etwa Groß- und Kleinschreibung ein. Vermutlich gibt es noch zahlreiche andere Fälle, bei denen lautes Vorlesen zu kurz greift.

Wenn der Vorleser / die Vorleserin keine angenehme Stimme hat, könnte es bei längeren Texten mühsam werden. Eine Geschichte, die in blechernem Klang vorgetragen wird, kann kaum positive Wirkung erzielen. Es kann sein, dass das Unangenehme im Tonfall so stark in den Fokus rückt, dass man Fehler erst recht überhört. Also: Vortragende(n) wirklich gut aussuchen, vor allem bei längeren Texten. (Oder das laute Vorlesen nur als Basisschritt, als einen von mehreren, einsetzen.)

5. Frische Augen von außen

Frische Augen von außen haben den Vorteil, dass sie nicht schon im Text gefangen sind, eine neue, unabhängige Perspektive mitbringen. Man kann Partner*innen, Eltern, Kinder, Freund*innen oder Kolleg*innen bitten, ein Auge auf das eigene Werk zu werfen, Fehler und/oder Ungereimtheiten zu suchen. (Bitte mit Maß und Ziel!)

Je nach Expertise, Zeit und Tagesverfassung können diese Fehler aufspüren und/oder Verbesserungspotenzial aufzeigen.

Anmerkung: Augen von außen sein ist eine große Aufgabe. Manche könnten sie nicht ernst genug nehmen. Oder haben eigentlich nicht ausreichend Zeit/Konzentration. Vielleicht auch nicht genügend Erfahrung, um auf die wichtigen Aspekte zu achten. Ja, auch diese Methode hat ihre Grenzen und kann nicht einmal annähernd Fehlerfreiheit garantieren.

Exkurs Testleser*innen

Schon einmal von Testleser*innen gehört? Wahrscheinlich. Aber zur Sicherheit eine Erklärung in aller Kürze. Vor allem bei Büchern gibt es spezielle Personen, die man um einen Blick von außen bitten kann: Die nennt man dann Testleser*innen. Im Idealfall sind diese mit der Zielgruppe kongruent, zumindest nahe dran. Diese sollten sich nicht so sehr auf klassische Fehler, also rein auf korrekte Sprachverwendung konzentrieren. Ihr Fokus sollte auf Inhalt, Aufbau, Spannung und Ähnlichem liegen. Sie testen, wie (gut) ein Text schon funktioniert. Den einen oder anderen Rechtschreib- oder Grammatikfehler werden sie vielleicht ebenso entdecken. Das Feedback von Testleser*innen kann jedenfalls für die Überarbeitung verwendet werden, wenn es sich stimmig anfühlt.

Fazit

Es gibt einige Tricks, die – zumindest als Basis – für die Überarbeitung eines Textes eingesetzt werden können. Je nach Schwerpunkt, Ansprüchen und Bedürfnissen können eine oder mehrere Methoden schon hilfreich sein, Fehler und Ungereimtheiten aufzuspüren. Wichtig ist es, deren Stärken, aber vor allem deren Schwächen zu kennen. Ihnen nicht blind zu vertrauen. Es ist auch nicht verkehrt, sie zur Überarbeitung einzusetzen, bevor man Profi-Augen hinzuzieht, wenn es wirklich wichtig ist.