Schreibblockade – was nun?
Sieben (+) kriminell kluge Kreativ-Impulse für alle Sinne
Die Leere im Kopf kann ganz schön laut werden, nicht wahr? Vor allem, wenn die Schreibblockade sich unvorhergesehen und zum völlig falschen Zeitpunkt einschleicht. Es ist eine allumfassende Lähmung, die dafür sorgt, dass kein einziger Buchstabe aufs Papier oder auf den Bildschirm im Schreibprogramm wandert. Was nicht an den Händen liegt …
Zugegeben, für eine Schreibblockade gibt es eigentlich nie einen richtigen Zeitpunkt. Absolut nie! Aber nur, weil etwas unpassend ist, bleibt man davon nicht verschont. Schon gar nicht von einer Schreibblockade. Da ist es für uns Autor*innen hilfreich, ein Repertoire an Kreativübungen zu haben. Da wir alle unterschiedlich ticken, möchte ich versuchen, allgemeine, aber auch möglichst vielfältige Aktivitäten zu sammeln. Ich hoffe, unter meinen Tipps sind einige, die den Kopf wieder mit Ideen füllen. Die dabei helfen, eine fließende Kreativ-Melodie anzustimmen, die dann gegen die Schreibblockade „ansingt“.
Pausen oder der notwendige temporäre Abschied
Ich wiederhole mich für diesen zentralen Punkt; aber nicht ungern: Pausen sind das Um und Auf bei herausfordernden Aufgaben. Oder manchmal einfach so. Eigentlich immer. Pausen sind nicht Nichtstun oder Faulenzen. Pausen sind Phasen, in denen sich Erholung einstellen kann. Je nach Betätigung geht es in Richtung physischer oder mentaler Erholung, die wir brauchen. Loslassen ist manchmal schwierig, aber es kann sich lohnen, wenn wir aktiv eine Pause einlegen und eine Geschichte kurz loslassen. Es ist kein Abschied für immer, zumindest im Regelfall nicht; im Einzelfall darf das ebenso sein.
Pausen können aktiv gestaltet werden, aber genauso ruhig. Ein Geständnis: schuldig bei Guilty-Pleasure-Film-/Serien-/Sport-Genuss. Hauptsache, man winkt dem Projekt aus der Ferne zu und sieht es dann für eine gewisse Zeit nicht.
Manchmal sind schon ein paar Minuten gut, manchmal sind längere Pausen angezeigt. Es ist ja im Sport genauso wichtig, Ruhetage einzulegen. Ja, da kenne ich mich ein bisschen aus, zumindest aus persönlicher Erfahrung. Können sich Muskeln erholen, geht es oft wieder leichter voran. Unser Hirn funktioniert da ähnlich, auch bei Schreibblockaden.
Konkrete Pausengestaltung oder die notwendige Ablenkung
Pausen sind unumgänglich. Die Gestaltung ist frei und ein Loslassen durch Ablenkung. Für die konkrete Umsetzung darf man, wenngleich auf andere Weise, kreativ werden.
Vielleicht hat man das Glück, geliebte Menschen bei der Hand zu haben, mit denen man etwas unternehmen kann, die einen unterhalten. Und sei es nur für einen kurzen Plausch.
Oder ein Spaziergang: im Garten, durch den Park oder gar eine Wanderung durch den Wald – wenn man einen in der Nähe hat und das gerne tut. Bewegung kann den Geist lüften und lockern.
Man kann ebenso das Lieblingslied anhören und sich dem Klang hingeben. Lautstarkes Mitsingen kann ebenso Erholung schaffen – jedenfalls für uns persönlich; für die Mitmenschen unter Umständen nicht so …
Eine weitere Möglichkeit ist, sich ein Eis zu gönnen; im Winter vielleicht eher Tee oder ein anderes wärmendes Genussmittel. Oder Kaffee. Sich ein Glas Wasser zu holen, schlägt ebenso zwei Fliegen mit einer Klappe: Bewegung und eine sinnliche Erfahrung. Ja, da gibt es noch andere mögliche Aktivitäten, die in diese Richtung gehen …
Jede*r von uns darf auf die eigenen Bedürfnisse achten und kreativ werden. Ein sinnliches Erlebnis, egal wie wenig spektakulär, kann jedenfalls gute Ablenkung bieten. Sehr gute sogar.
Ach ja: Urlaub ist ebenso eine Form der Pause.
Kreativ-Impulse von außen – für kommunikative Menschen
Wenn man allein vor der leeren Seite steht, kann man sich von außen Kreativ-Impulse holen. Sich in einer Peer-Group – aka mit „Partnern in Crime“ – austauschen. Handelt es sich um streng geheime Geheimprojekte, sollte die Herangehensweise vorsichtig und möglichst allgemein sein. Manchmal dürfen wir Autor*innen unseren Kolleg*innen ebenso konkrete Fragen stellen. Im persönlichen Gespräch oder, falls man nicht ums Eck wohnt, schnell online. Kontaktmöglichkeiten gibt’s ja genug.
Im kreativen Austausch mit Kolleg*innen und/oder Freund*innen ist es wie beim Volleyball (oder ähnlichen Sportarten). Das herausfordernde Thema / die Schreibblockade allgemein wird, um im Sportjargon zu bleiben, angenommen, dann mit neuen Ideen aufgespielt. Und vielleicht entwickelt sich der eine oder andere kreative Input dann zum Bilderbuch-Angriff. Pardon, jetzt geht mein Volleyball-Enthusiasmus mit mir durch. Jedenfalls funktioniert das Teamwork wie im Teamsport. Dann können das Glücksgefühl und vor allem die neuen Ideen aufs Dokument oder oldschool aufs Papier gebracht werden.
Kreativ-Impulse für zwischendurch, besonders für kognitiv-intellektuelle Typen
Ja, manchmal braucht es nur einen Anfang, einen kreativen Impuls, damit wir Autor*innen wieder ins Schreiben kommen. Der muss nicht aufwendig sein, braucht uns nur eine Idee in den Kopf zu setzen, die unsere Fantasie dann weiterspinnt. Manchmal fast automatisch, wie von Zauberhand. Für Autor*innen, die eher kognitiv-intellektuelle Prägung haben, bevorzugt lesen, können das schriftliche Impulse und Schreib-Prompts sein. Diese findet man natürlich überall im Internet. Oder in Ratgebern in Buchform. Oder, oder, oder …
Wenn man aber schon hier ist, kann man sich ja gleich einen kurzen Prompt mitnehmen oder vormerken. Ich habe mir – ohne die Hilfe von KI – einige ausgedacht:
„Auf Schatzsuche im Mülleimer der Reichen und Schönen“
„Das schlimmste Geschenk aller Zeiten“
„Warum ich dem Untergang der Titanic entkommen bin“
„Hätte nie gedacht, dass mir das passieren könnte!“
„Die Geschichte hinter meinem ersten Tattoo“
PS: Keiner meiner Impulse ist sehr persönlich. Trocken könnte man sagen, dass ich zu jung für die Titanic bin … Aber ich bin sicher, es gibt spannendere Geschichten dazu, wenn man sich vorstellt, Zeitgenoss*in zu sein.
Kreativ-Impulse für visuelle Typen
Visuelle Typen finden ebenso leicht Inspiration für Kreativ-Impulse. Es gibt Zeitungen, Zeitschriften oder auch das Internet – alle Medien sind voller Bilder. Und eines davon kann den Ausgangspunkt für eine Schreibübung bilden. Zugegeben, die Selfies perfekter Insta-Stars schauen auf den ersten Blick etwas weniger inspirierend aus. Einheitsbrei halt. Das ist dann eine größere Herausforderung, da eine Geschichte zu kreieren. Zum Glück werden die Medien nicht nur mit übertriebener Selbstinszenierung überflutet. Das eine oder andere spannende Bild lässt sich sicher auftreiben.
Manche Social-Media-Kanäle posten ebenso regelmäßig Bildimpulse. (Selfpromotion: Bei mir gibt es manchmal visuelle Inspiration für kreative Schreibübungen.)
Kreativ-Impulse für auditive Typen
Die Lauscher gespitzt! Manche von uns lassen sich über ihre Ohren kreativ inspirieren. Geschichten im Audio-Format und Musik schaffen es, zu berühren, dringen tief ein. Wie wäre es dann mit einem musikalischen Kreativ-Impuls? Da gibt es mehrere Möglichkeiten, an die Sache heranzugehen.
Über den Lieblingssong:
Da ist das eine Lied, das einem nicht aus dem Kopf geht. Welche Stimmung hat es? Was fühlt man beim Anhören? Kennt man die Geschichte dahinter nicht, kann man einfach eine erfinden. Oder man nimmt die Atmosphäre des Songs und macht diese zum Thema für den kreativen Output. Vielleicht wird es eine Geschichte, vielleicht Gedanken. Beides ist vollkommen okay: Das Papier (oder Dokument) bleibt nicht weiß, die Schreibblockade ist zumindest für diese Übung durchbrochen.
Über einen Zufallssong:
Eine Herausforderung gefällig? Tja, dann heißt es, nicht auf einen geliebten und allzu bekannten Song zurückgreifen für den Kreativ-Impuls. Lassen wir den Zufall entscheiden! Musik-Plattformen haben häufig Empfehlungen aus den Neuerscheinungen, da bleibt man in den Lieblingsgenres. Man kann ja den dritten, vierten, ersten – oder jeden beliebigen Rang – im Vorhinein festlegen. Vielleicht gibt es trendige Playlists, aus denen der Dienst einen Song auswählt. Oder man fixiert für sich selbst eine beliebige Nummer. Die aktuellen Charts können ebenso herhalten, um einen musikalischen Impuls in ähnlicher Art und Weise zu finden.
Egal, wie gewählt wurde, jetzt gilt es, das Lied kreativ zu nutzen. Dazu einfach Melodie und/oder Text genießen – oder auch andere Gefühle zulassen, die sich einstellen, falls der Song gar nicht den eigenen Geschmack trifft. Dann heißt es, eine Geschichte oder Gedanken dazu niederschreiben. Das kann die Kreativität anregen und die Schreibblockade zumindest für den Moment austricksen.
Kreativ-Impulse für haptisch-kinästhetische Typen
Lesen und hören ist nett, aber fühlen ist besser? Alltagsgegenstände können als Kreativ-Impulse zum Angreifen dienen. In einem Büro ist die Auswahl vielleicht enden wollend. Der schwarze Kugelschreiber wirkt auf den ersten Moment nicht besonders. Allerdings kann sogar so ein schnöder Stift für einen Impuls gut sein. Einerseits können das haptische Feingefühl und die Beschreibung von Beschaffenheit trainiert werden, andererseits kann eine Eigenschaft als Thema für eine Geschichte weiterentwickelt werden.
Ich habe zufällig neben mir eine modische Sonnenbrille im Design der USA-Flagge liegen. (Ja, wirklich.) In der Kombination aus Sehen und Fühlen kann sie mich inspirieren, mir vorzustellen, wer noch so eine hat. Oder wer eine ähnliche hat und warum die Person mein Mode-Vorbild ist. Vielleicht hat man den Gegenstand ja gefunden und überlegt sich eine (Vor)geschichte, in die man die Erkenntnisse des Ertastens einbauen kann. Spannend wäre vielleicht ebenso die kleine, glänzende Dose in Form einer Filmrolle im Regal neben mir; die birgt bestimmt ein Geheimnis …
Jeder beliebige Gegenstand kann mysteriös sein und will kreativ erforscht werden. So viele Möglichkeiten, um der Schreibblockade – zumindest im Moment der Übung – ein Schnippchen zu schlagen.
Fazit aka Kreativ-Impulse für alle Kanäle und Sinne
Schnelle, unkomplizierte Kreativ-Impulse kann man selbst vorbereiten. Sogar die Sinne lassen sich gut einbauen. Bilder, Gegenstände, ein Musikstück, schriftliche Prompts oder schlicht und ergreifend Pausen, die jede*r Autor*in nach den eigenen Bedürfnissen gestalten kann, sind wichtige Tools gegen Schreibblockaden. Denn solche Kreativ-Impulse können uns Schreibende erreichen, geben uns neue Energie und Ideen. Die Hand macht dann das, was der Kopf vorgibt: die leere Seite füllen. Was für eine schöne Melodie dabei entsteht! Ja, damit meine ich das leichte Kratzen des Kugelschreibers oder Bleistifts auf dem Papier beziehungsweise das Trrrtrrrtrrrtrrrtrrrtrrrtrrrtrrrt der gedrückten Buchstaben auf der Tastatur.
PS: Ein konkret und vielseitig einsetzbares Tool ist das Akrostichon. Wie genau erkläre ich in meinem Plädoyer für das Akrostichon als Kreativ-Impuls.