Warum Grammatik und Rechtschreibung für unsere Kommunikation so wichtig sind
Oder, Ein Plädoyer für korrekte Sprachverwendung
„Rechtschreibung? Grammatik? Das kümmert mich herzlich wenig, mein Textverarbeitungsprogramm hat ohnehin eine Rechtschreib-Prüfung! Das muss genügen.“ Ja, auch viele E-Mail-Programme geben zumindest vor, einen Check durchführen zu können. Das ist praktisch und nice, in manchen Fällen auch ausreichend. Zumindest, wenn es einem egal ist, ob nach der Prüfung alles korrekt ist, annähernd alle Fehler gefunden wurden oder gar neue Fehler entstanden sind. Letzteres ist kein schlechter Scherz! Dazu gibt es in Kürze einen eigenen Blogartikel, in dem ich gängige Unzulänglichkeiten solcher Programme unter die Lupe nehmen werde. (Stay tuned!)
Ja, in einigen Fällen mag es wirklich nicht so wichtig sein, ob Rechtschreibung und Grammatik im Text völlig korrekt sind. Es gibt aber viele triftige Gründe, doch mehr darauf zu achten, als das Rechtschreib-Prüfungen in Text- und E-Mail-Programmen tun. Korrekte Sprachverwendung kann das Gelingen von Kommunikation unterstützen. Sie kann ebenso ein Zeichen von Kompetenz und Sorgfalt sein. Sie hilft uns dabei, uns zu verständigen, uns nach außen zu präsentieren. Sie bewahrt uns davor, unseren Adressat*innen und/oder Leser*innen mit unseren aufgrund von Fehlern mitunter rätselhaften Texten Kopfschmerzen zu bereiten.
Was Sie erwartet:
Nach einer kurzen Diskussion von Fehlerkultur und Normalität von Fehlern untersuche ich den Einfluss von Grammatik und Rechtschreibung auf Kommunikation und Lesefluss noch genauer. Abschließend beleuchte ich Bereiche, in denen möglichst fehlerfreie Texte besonders wichtig sein können. Mit ein bisschen Augenzwinkern zeige ich in meinem Artikel auf, warum Sie sich mein Plädoyer für korrekte Sprachverwendung vor allem dort zu Herzen nehmen sollten.
Fehlerkultur und häufige Fehlerquellen beim Schreiben im Fokus
Beim Schreiben macht man schnell einmal Fehler; beim Reden auch. Sie passieren einfach. Beim Tippen erwischt der Finger vielleicht die falsche Taste. Man ändert den Satzbau mitten im Satz und vergisst, den Anfang zu kontrollieren; da muss ich mich selbst an der Nase nehmen. Manchmal wissen wir auch einfach nicht genau, ob da jetzt ein ‚das‘ oder ein ‚dass‘ in den Satz gehört. Es gibt wahrscheinlich an die tausend Gründe. Soll heißen, Grammatik- und Rechtschreibfehler passieren beim Ausformulieren von Informationen häufig. Sie sind normal. Sie sind eigentlich auch okay, können aber trotzdem zu Problemen in der Kommunikation führen. Das kann wiederum in der Welt außerhalb der Sprache Konsequenzen haben.
Rechtschreibung und Grammatik sorgen für verbesserte Kommunikation und weniger Mysterien
Rechtschreibung und Grammatik schmecken schal, sind nicht sexy, das muss sogar ich zugeben. Sie regeln aber die Art und Weise unserer Kommunikation. Sie tragen zum gegenseitigen Verständnis bei, was nicht ganz unwichtig ist. Denn sogar Rechtschreib- und Grammatikfehler können die Botschaft verfälschen, im schlimmsten Fall fast unverständlich machen. Wenn etwa ein ganzes Satzglied fehlt, das das grammatikalisch verlangte Objekt bezeichnet, wird es schwierig, den Sinn zu entschlüsseln. Beispiel gefällig? „Tom schlägt“ ist kein vollständiger Satz, auch wenn ein Punkt am Ende ist. Ich möchte schon wissen, wen oder was Tom schlägt … Sie nicht auch? Vielleicht schlägt er ja auch nur Radau oder beim Tennis auf. Die Rechtschreib-Prüfung in meinem Textprogramm lässt „Er schlägt“ mit einem Punkt am Ende als korrekten Satz stehen … Ich wünsche viel Spaß beim Enträtseln, was denn gemeint sein könnte!
Ja, ich gebe zu, fehlende Satzglieder sind ein extremes Beispiel, aber häufige Fehlerquelle: Beim Formulieren im Kopf ist es noch ein vollständiger Satz, aufs Papier oder ins Textdokument schaffen es nicht mehr alle notwendigen Teile. Unpassende Kombinationen passieren ebenfalls oft, wenn die Ausdrucksweise und der Satzbau spontan geändert werden – mir zumindest manchmal. Die Sätze, die dann entstehen, sind oft schwierig zu entziffern. Oder sogar völliger Blödsinn.
Korrekte Sprachverwendung speist den Lesefluss, Fehler führen zu ungewollten Pausen
Der Lesefluss soll sich regelmäßig bewegen, etwas schneller sein als ein Dahinplätschern. Im Idealfall. Fehlerhafte Formulierungen können den Lesefluss aber plötzlich ganz versiegen lassen. Jeder Buchstabe zu viel oder zu wenig, jedes komplett unpassende Wort, kann dazu führen, dass unser Gehirn entsetzt eine Pause einlegt. Und das nicht nur bei Menschen (wie mir), die bei Fehlern in Rechtschreibung und Grammatik besonders sensibel reagieren. Allzu häufige Pausen aufgrund solcher Schocks können die Motivation zum Weiterlesen senken. Drastisch senken.
Wie fehlerhafte professionelle Texte ihre negative Wirkung entfalten können
Vor meinem geistigen Auge tauchen etwa Professor*innen, die sich durch fehlerhafte VWAs (also vorwissenschaftliche Arbeiten) quälen, auf. Deren Haltung wird immer geduckter, die Mundwinkel wandern ganz langsam, aber bald merklich nach unten. Und die Augen werden müder. Im Umkehrschluss: Arbeiten, die schon vor der Abgabe sorgfältig auf Tippfehler und ähnliche Ungenauigkeiten überprüft und überarbeitet wurden, sind viel leichter zu lesen. Vielleicht blitzt dann sogar ein Lächeln im Gesicht von Professor*innen auf, wenn sie sich eine solche zu Gemüte führen. Ähnliches gilt auf Hochschul-Niveau. Je weniger Fehler, desto angenehmer sind Haus-, Seminar-, Bachelor-, Diplom- und Masterarbeiten zu lesen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Betreuer*innen dann ein wenig milder gestimmt sind.
Ein weiteres Feld, in dem Fehler als Schlampigkeit, Unwissenheit und/oder mangelnde Kompetenz wahrgenommen werden könnten, ist Kommunikation im Beruf. In Geschäftskorrespondenz oder gar auf Unternehmens-Webseiten sollte im Idealfall klar kommuniziert werden. Sie sind sozusagen die Visitenkarte nach außen. Ist die Auslegung von Grammatik und Rechtschreibung in der Firmenpräsentation allzu kreativ, verfehlen Texte ihre Ziele vermutlich deutlich. Und wandern bei potenziellen Kund*innen vielleicht sogar in den mentalen Mistkübel.
Getrübtes Lese-Vergnügen
Oder denken Sie an Bücher! Wird nicht auch das Lese-Vergnügen in Sachbüchern oder Romanen deutlich gedämpft, wenn sich viele Rechtschreib- und Grammatikfehler eingeschlichen haben? Wie sehen Sie das? Ich kann mir gut vorstellen, wie sich die Miene von Leser*innen verfinstert, wenn die Sätze an der spannendsten Stelle fast nicht mehr lesbar sind. Oder sich zumindest ein hämisches Grinsen im Gesicht ausbreitet: „Da kann jemand nicht zwischen ‚das‘ und ‚dass‘ unterscheiden!“ Ganz böse Zungen, deren Rechtschreib- und Grammatik-Gefühl durch Fehler gekränkt wird, fügen vielleicht noch Schimpfwörter hinzu, die auf die mangelnde Intelligenz des Autors oder der Autorin anspielen.
Fehler – nicht nur zum Haare raufen
Bei so manchen Adressat*innen kommen haarsträubende Fehler in privaten Texten ebenso schlecht an, sind ein No-Go. Vielleicht sogar oder vor allem auf der Suche nach Liebe. Wobei, vielleicht hätte es etwa ein Happy End für Romeo gegeben, wenn er Briefe an seine Julia mit „Lippster Julliah!“ begonnen und seine Angebetete damit in die Flucht geschlagen hätte. Wie auch immer! Im Regelfall sollen schriftliche Liebesschwüre aber Paar-Glück sichern, behaupte ich einmal. Also: Lieber Rechtschreibung und Grammatik prüfen, bevor das E-Mail versendet wird. (Oder der Liebesbrief Old School bei der Post aufgegeben wird.)
Ob im Beruf oder privat, eine Häufung an Rechtschreib- und Grammatikfehlern kommt selten gut an. Gängige Rechtschreib-Prüfungen in Textverarbeitungs- und E-Mail-Programmen greifen in vielen Fällen aber zu kurz. Deshalb empfehle ich: Lesen Sie zumindest nach einer längeren Pause (!) Texte noch einmal durch. Da kann man die eine oder andere Ungenauigkeit noch entdecken. Für einige Fehler ist man als Autor*in eines Textes leider trotzdem blind. Bei wichtigen Schriftstücken kann es daher ratsam sein, ein geschultes Paar Augen hinzuzuziehen.
Damit meine ich definitiv nicht die Rechtschreib-Prüfung von Word & Co!