Sommer ohne Buch? Ein Desaster! Oder, Was gute Sommerlektüre braucht
Warnung: Dieser Text kann die Lust auf ein Buch entfachen, nicht nur im Sommer! Dieser Text kann auch Anhaltspunkte für Autor*innen liefern, was gute (Sommer)Lektüre mitbringen sollte, um bei Leser*innen im Gedächtnis zu bleiben.
Während die warmen Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzeln, philosophiere ich darüber, warum Sommerzeit (für mich) auch Bücherzeit ist. Zugegeben, das klingt etwas schwülstig, was manchmal aber gut und unterhaltsam sein kann. Allerdings ist diese Szene reine Fiktion. Momentan sind die edlen, grauen Plissees ganz heruntergezogen, damit die Sommerhitze sich nicht ins Haus schleichen kann. Gerade fürs Schreiben kann ein kühler Kopf kreativer und klüger arbeiten als ein erhitzter. Natürlich nicht nur im Sommer. (Das ist ein versteckter Tipp für Formen der Kommunikation, die mehr Fingerspitzengefühl und weniger Hitzköpfigkeit benötigen. Wenn man sachlich argumentieren möchte, etwa.)
Ohne Sommerlektüre kein richtiger Sommer
Für mich gehört im Sommer so ein meist rechteckiges Ding mit ganz vielen Buchstaben und Wörtern zum richtigen Feeling dazu. Für Sie auch? Falls noch nicht, findet sich in meinem Beitrag ja vielleicht ein Anknüpfungspunkt. Oder sogar Inspiration, um selbst ins Schreiben zu kommen. Wer weiß?
Lese-Leitfaden für das Sommerthema
Ich verspreche hoch und heilig, dass dieser Beitrag etwas kürzer wird. Sommer-kurz, wenn ich dieses Wort erfinden und in den Raum werfen darf. Den Witz mit dem Sommer-Spritzer, der in Österreich so beliebt ist (wenig Wein, viel Wasser, also leicht), erspare ich mir. (Sie haben mich ertappt, er ist jetzt da!)
Tja. Mein Plädoyer für Sommerlektüre ist zwar leicht und auf den ersten Blick fällt es nicht so klar in ein professionelles Schema. Allerdings verstecken sich in den Überlegungen auch einige Schreib-Tipps für Autor*innen. Zumindest indirekt und subtil. Das eine oder andere wichtige Element für gute Sommerlektüre könnte durchaus herausgekitzelt werden. Und sollte mein Beitrag ausschließlich Lust auf Bücher machen oder kurzweilig unterhalten, finde ich das genauso schön! Wie den Sommer eben.
Kühlung an heißen Sommertagen
Im Sommer können Bücher trotz der Sommerhitze für innerliches Frösteln, eine gewünschte innere Klimaanlage, sorgen. Für mich funktionieren da im Sommer paranormale Geschichten, Horror oder Thriller gut, wenn sie nervenaufreibende Szenen enthalten. Es den Autor*innen gelingt, diese Spannung auf mich als Leser*in zu übertragen. Manchmal mag ich auch Monster aller Art oder Geister, die mit ihrem Spuk mitunter die Sommerhitze ein wenig vertreiben, mich eine kühle Brise – wahrscheinlich eine eingebildete – spüren lassen. Sogar im Liegestuhl, mitten am Strand in der Sommerglut von Jesolo. Auch schwülstig, aber wahr! Das kann (und sollte freiwillig) in bestimmten Genres passieren, wenn Autor*innen gekonnt mit Spannung, Angst und Gefahr arbeiten.
(Wenn sie mit einem perfekt konstruierten winterlichen Setting dienen, kann das die Vorstellungskraft ebenfalls anregen. Filme haben da noch den Vorteil, die Bilder direkt zu zeigen; da fühle ich sofort einen Temperaturrückgang in der Umgebung, mir wird kühl.)
Ja, das Einbeziehen und Anspielen auf die genannten und ähnliche Emotionen inklusive sinnlicher Wahrnehmung ist nicht nur im Sommer, sondern auch in allen anderen Jahreszeiten von Vorteil, um bei Leser*innen im Gedächtnis zu bleiben. Im Sommer ist der kühlende Effekt jedenfalls noch um eine Spur genialer, wenn man zu viel Hitze nicht so sehr schätzt und spannend unterhalten werden will.
Wärme von innen, auch im Sommer
Manchmal möchte man ebenso im Sommer trotz der Hitze Wärme spüren, innere Wärme. Dann kann eine nette Liebesgeschichte, eine nahegehende Freundschaft oder ein herzzerreißendes Abenteuer die beste Wahl bei der Lektüre sein. In solchen Büchern, die perfekt in den Sommer passen, sind Emotionen ebenso wichtig. Sie decken eher das positive Spektrum ab beziehungsweise lösen negative Situationen auf. Sind bewegend. Wenn mich als Leser*in eine Szene metaphorisch kaltlässt, sich nichts in mir rührt, kann sie mich nicht von innen wärmen.
Heißes für heiße Sommertage
Es ist nicht ausgeschlossen, dass so manche*r Leser*in sich an heißen Sommertagen heißer Lektüre hingeben möchte. Ein Feuer in sich entzünden möchte. (Oder nicht nur in sich, aber das geht jetzt wirklich zu weit weg von Büchern und Schreiben. Egal, ob Sommer oder nicht.)
Wieso aber auch nicht? Erotik hat schon was für sich. Im Sommer und eigentlich immer. Lust und Leidenschaft sollten bei solchen Büchern spürbar, die Fantasie angeregt werden. Sprich: Emotionen und sinnliche Erfahrung sind zentrale Bausteine. Es darf ruhig knistern, damit sich das innere Feuer auch im Sommer ausbreiten kann.
PS: Ich persönlich mag es nicht zu plump offensichtlich, wahrscheinlich finden sich wohl genauso Leser*innen, die eben das suchen. Menschlich, unterschiedlich, gut so. Ich frage Sie jetzt auch nicht, ob Sie sich zur letzten Gruppe zählen oder nicht …
Horizonterweiterung im Sommer
Wenn im Sommerurlaub vielleicht mehr Zeit ist, kann man nicht nur wortwörtlich durch eine Reise den Horizont erweitern. Bücher machen dies auch im metaphorischen Sinne möglich. Für dieses Unterfangen bieten sich vordergründig Sachbücher aller Art an. Natürlich nur, wenn man gerade Lust darauf hat. Im Sommer und eigentlich immer.
Sachbücher als Sommerlektüre? Klingt für manche auf den ersten Blick vielleicht etwas seltsam. Sommer ist doch die Zeit für Urlaub und Erholung, Leichtigkeit. Aber wieso eigentlich nicht? Sachbücher müssen nicht tonnenschwer – weder wortwörtlich noch metaphorisch – sein, um wichtige Informationen zu transportieren und im Gedächtnis zu bleiben. Meist führt dieser Weg ins Hirn über das Herz von Leser*innen. Sprich: Im Sachbuch dürfen und sollen Emotionen eine Rolle spielen, um diese metaphorische Horizonterweiterung so richtig in Gang zu setzen. Also doch auch eine gute Sommerlektüre, wenn das gerade passt, ein Thema Ihr Interesse geweckt hat.
Fazit
Kein Sommer ohne Buch also. Egal, wonach einem gerade der Sinn steht. Nach Spannung und Kühlung? Oder etwas Heißem? Nach etwas, das das Herz erwärmt? Oder nach Horizonterweiterung? Die Qual der Wahl. Für die Buchsüchtigen: Pick your Poison! Bleibt noch zu hoffen, dass sinnliches – metaphorisch und wortwörtlich – Setting und Emotionen Sie als Leser*in packen, dann ist es perfekte Sommerlektüre. (Oder auch zu jeder anderen Jahreszeit ein tolles Buch.)
Sommer-kurz, wie versprochen!