Ein Tanz durch 2024 oder eine etwas andere Retrospektive
Mein Tanzkurs – mit Männer- oder vielmehr Burschenmangel – ist schon ewig her. (Hinweis, falls jemand rätseln möchte, wann er genau stattgefunden hat: Da war gerade der Horrorfilm „Ring“ mit Naomi Watts aktuell, den ich einmal nach dem Kurs allein zuhause auf einer gebrannten DVD geschaut habe). Sprich: Ich durfte/musste meist die Schritte für den Partner lernen und ausführen. Vermutlich nicht ausschließlich deshalb habe ich mir von den klassischen und lateinamerikanischen Tänzen nicht viel gemerkt. Nur das „Vor, Rück, Cha-Cha-Cha!“ hat sich in meine Hirnwindungen eingegraben. Bis heute, 2024.
Anekdote als Einstieg in die Rückschau
Warum ich diese kleine Anekdote erzähle? Ja, trotz des Jugendkurses tanze ich eigentlich ganz gerne, obwohl ich es nicht wirklich kann und mir eher freiere Formen beziehungsweise mehr an Tanz-Fitness angelehnte Aktivitäten aussuche. Das ist aber mehr ein ‚Darkest Orange Herring‘. (PS: Ja, den Begriff habe ich in Analogie zum Red Herring jetzt einfach mal erfunden. Warum er nicht ganz rot ist, der Hering? Tja, den Cliffhanger lasse ich jetzt so stehen.)
Der Rhythmus vom Cha-Cha-Cha erinnert mich jedenfalls irgendwie an 2024. Und da es immer mehr üblich wird, Rückschau zu halten, möchte ich mich heuer wieder anschließen. Ist wirklich spannend zu sehen, was man alles so gemacht hat. Wohl nicht nur für mich allein, wenn es um die verschiedenen (literarischen) Bereiche geht, in denen mein Erfahrungsschatz 2024 immer mehr anwachsen konnte …
Professionelle Retrospektive
Bevor ich mit meiner professionellen Retrospektive beginne, muss ich wohl zugeben: Ein Klimt oder eine Maria Lassnig bin ich nicht, weshalb der Ausdruck vielleicht etwas hochgegriffen klingt. So wichtig bin ich weder als Text-Tänzerin noch als Person. (Wird vermutlich nie einen Film über mich geben …) Trotzdem möchte ich den Begriff verwenden, bitte mit Augenzwinkern lesen! Oder mit gelassenem Wohlwollen. Meine professionelle Retrospektive ist jedenfalls eine hoffentlich unterhaltsame Möglichkeit, meine (Dienst-)Leistungen und mich noch besser zu ergründen.
Und ein paar Überraschungen aus der Zwischenwelt warten aus 2024 ebenso. (Okay, wer mich schon sehr gut kennt, wird eventuell nicht mehr ganz so überrascht sein …)
Begleitung zum Licht der Leser*innen-Welt
Was mir 2024 noch klarer geworden ist: Ich liebe es, Autor*innen zu begleiten. Sie dabei unterstützen zu können, dass ihre Bücher strahlend das Licht der Leser*innen-Welt erblicken können. So, dass sie Leser*innen begeistern können. Also glühende Wangen, funkelnde Augen und ein wenig Herzklopfen bei diesen inklusive. Zumindest stelle ich mir das so vor, weil die Geschichten mit professioneller Perspektive von außen ihr Potenzial wunderbar entfalten können und positives Feedback von Leser*innen nicht lange auf sich warten lässt.
Lektorat als Top-Dienstleistung
Dieses Jahr durfte ich vor allem meine Fähigkeiten als Lektorin einsetzen – ein bisschen konkreter wird’s später. Und, ja, dabei fallen mir Flüchtigkeitsfehler im Bereich Rechtschreibung und Grammatik im Regelfall ebenfalls auf; natürlich schlage ich da die korrekte Variante vor. Aber vor allem helfe ich, das Schwimmen im Lesefluss möglichst angenehm und erlebnisreich zu gestalten – mit Vorschlägen und Ideen, die Inspiration für Autor*innen sein können. Manchmal spüre ich Ungereimtheiten auf oder schaue mir genau an, wie etwas spannender und/oder übersichtlicher aufgebaut werden kann. Eine unendlich massiv erscheinende Textmauer könnte Leser*innen schließlich abschrecken. Verschiedene Schreibweisen eines Namens einer Figur könnten für gehörig Verwirrung sorgen. Als Lektorin analysiere ich alle diese Bereiche und noch einige mehr. Nach den individuellen Wünschen und Bedürfnissen von Autor*innen.
(End-)Korrektorat als wertvolle Unterstützung
Das eine oder andere (End-)Korrektorat hat 2024 ebenfalls den Weg auf meinen Schreibtisch gefunden. Da geht’s (oft) um das-dass und andere Aspekte der deutschen Sprache, die Schwierigkeiten bereiten können. Oder eben – für mich dann eigentlich unterhaltsame – Vertipper. Ob das eine Zeitschrift für treue Leser*innen, eine wissenschaftliche Festschrift oder noch die allerletzte Endkontrolle vor dem Druck eines Sachbuches über KI für Autor*innen war, bin ich beim Korrektorat mit Adleraugen jedes Manuskript (in zwei Lese-Runden) ganz genau durchgegangen.
Nur oberflächlich ein Schritt zurück
Manchmal passt bei Anfragen das Timing nicht, das fühlt sich wie ein Rückschritt an. Zumindest im ersten Augenblick. Eigentlich ist es das nicht wirklich. Jede unverbindliche Anfrage bedeutet ja Interesse an meinen Fähigkeiten und Leistungen, sonst würden Autor*innen gar nicht erst anklopfen. Und dank des kurzen kostenlosen Erstgesprächs habe ich schon ein bisschen food for thought mit auf den Weg geben können, auch wenn meine Kapazitäten vielleicht mit dem Zeitplan doch nicht kompatibel sind oder die geografische Distanz zu groß ist. Außerdem: Vielleicht sieht man sich ja wieder beim nächsten Herzensprojekt.
Lernen von Expert*innen
Lernen kann man immer. Natürlich durch die praktische Arbeit im Fach, aber nicht nur. Das wird gefeiert, mit einem Freudentanz. Dank des Vertrauens, das mir entgegengebracht wird, darf ich viel von den Expert*innen lernen, wenn ich sie dabei unterstütze, ihr Wissen möglichst verständlich und unterhaltsam zu präsentieren. So konnte ich mir 2024 unter anderem einiges über Mentaltraining, Resilienz und Burnout-Prävention mitnehmen. Herzlichen Dank dafür!
Stil-Expertinnen schätzen meine Sonnenbrillen-Sammlung nicht
Ich befürchte, die Autorinnen des international ausgerichteten Brillen-Guides, bei dem ich gemeinsam mit einer Kollegin unterstützen durfte, wären mit mir nicht so glücklich. Vor allem bei Sonnenbrillen wähle ich eher die auffällige Form/Farbe, in die ich mich verliebe, egal ob sie dann zu meinem Gesicht passt, richtig gut sitzt oder nicht. Theoretisch habe ich viel über Stil gelernt. Praktisch … ist das eine andere Geschichte. Beziehungsweise habe ich meinen ganz, ganz eigenen Stil. Ein Schutz vor der Sonne mit schwarzem, herzförmigem Rahmen und hellblauen Gläsern, eine Sonnenbrille im Flaggendesign mit Stars und Stripes, ein rotes Cateye-Modell und die praktische schwarz-weiß karierte Version sind nur einige Stücke in meiner Sammlung …
Reisen im Kopf
Vielleicht brauche ich die schrägen Fakten mal für eine Quizshow oder einfach für die Reise: Ich durfte 2024 in Gedanken nach Rom fliegen. Dank der Insider-Tipps der Autorinnen weiß ich jetzt, was ich unterlassen sollte, um mich nicht sofort als Touristin zu outen. Oder wann und wo ich besonders aufpassen sollte bei der Reise, wenn ich nicht plötzlich mit leerer Geldbörse dastehen möchte. Als eine der Ersten durfte ich einige Geheimnisse der Ewigen Stadt entdecken, die ich selbstverständlich nicht verraten werde. Ich möchte ja niemandem das Lesevergnügen wegnehmen. Die Vorfreude auf das nächste literarische Reise-Abenteuer 2025 ist jedenfalls groß. Sobald ich darf, werde ich verraten, wohin es diesmal geht.
Reisen in fantastische Welten
Fantastische Schauplätze gab es 2024 nicht nur im Sachbuch-Bereich. Mein Sprachgefühl und meine Leidenschaft für Geschichten haben dafür gesorgt, dass zahlreiche spannende Manuskripte (oder Teile) auf meinem Schreibtisch gelandet sind und ich unterstützen durfte. Sogar als Brücke für internationale Autor*innen. So konnte ich historische Krimiluft schnuppern, aber auch für eine lose Trilogie in die geheimnisvolle Welt der Magi und Einhörner eintauchen. Glitzerstaub inklusive.
Nicht stehenbleiben
Nicht stehenbleiben, weitertanzen, vorwärts. Ja, selbstverständlich ist jedes Projekt, für das Autor*innen mich ins Boot holen, eine Möglichkeit, mich weiterzubewegen, auch fachlich. Das ist aber nicht die einzige Form der Weiterbildung. 2024 hatte ein Workshop sogar eine namentliche Verbindung zum Tanzen – ich durfte Plot-twisten. Ist doch genial, oder?
Bücherwurm hilft anderen
Ein Geheimnis ist es nicht mehr, dass ich seit Sommer 2024 zum ehrenamtlichen Team der kleinen Bücherei in meiner Heimatstadt gehöre. Dort bin ich von Büchern umgeben und darf andere Bücherwürmer bei der Suche nach Lesestoff unterstützen. Und das Team mit meiner Expertise und meiner Muskelkraft. Ja, für Veranstaltungen wie Lesungen braucht es Frauenpower, um alles vorzubereiten. Für die Pressearbeit und vor allem für die textliche Gestaltung der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum gab und gibt es viel positives Feedback, weil ich mich ebenso als Lektorin unterstützend einbringe. Eine klare Win-win-Situation: Ich kann meine Fähigkeiten für das Team einsetzen und sie gleichzeitig trainieren.
Schreiben und Filmfieber
Über ein grenzgeniales Gemeinschafts-Projekt, bei dem ich eine Kurzgeschichte geschrieben und meine Expertise als Lektorin beigesteuert habe, kann ich noch nicht wirklich viel verraten. Daher wage ich einen Ausblick auf 2025: Da kommen bestimmt nähere Infos. Versprochen!
Es gibt allerdings noch einen weiteren Bereich, in dem ich mich schreibend austobe; auch 2024. Meine Recherche-Fähigkeiten sowie meine sprachliche Finesse verwende ich regelmäßig, wenn ich für das Online-Kinomagazin „Uncut“ als Filmkritikerin unterwegs bin. Beim Slash-Filmfestival hat mich die Muse häufiger geküsst als erwartet, da sind ganz viele Rezensionen entstanden. Viele davon schafften es sogar zur Hauptkritik. Heuer ebenso wieder einige von der Viennale. (Herzlichen Dank @Uncut für die tollen Erlebnisse bei den Festivals, auf denen ich mich dank euch noch mehr und länger herumtreiben kann! Und dass ich meinen Senf abgeben kann, wenn ich dem Filmfieber fröne.)
Tanz- und Sport-Challenges
Bei meiner Arbeit verbringe ich viel Zeit vor dem Bildschirm. Sitzend. Das macht zwar Spaß und ist geistig fordernd und spannend, aber ein bisschen Bewegung brauche ich trotzdem. Und da gab es 2024 wieder einige coole Challenges von meinen Lieblings-‚Vorturnerinnen‘ im Internet: #100songschallenge, #steptember und – schon legendär – #hiitmas. Da kann ich ebenso mehr mitnehmen als nur die sportliche Betätigung. Rhythmusgefühl, Regelmäßigkeit und Zeitplanung sind schließlich nicht blöd, wenn man selbstständig arbeitet. Und Raustanzen ist halt einfach großartig. Noch eine Win-win-Situation. Für alle.
Fazit
Obwohl sich 2024 nicht immer wie ein lockerer Tanz angefühlt hat (da fließt viel Privates ein in diese Feststellung!), ist der Vergleich mit dem Cha-Cha-Cha stimmig. Finde ich. Und ein Tanz mit einzelnen Elementen ist wesentlich unterhaltsamer als eine fade Liste mit Fakten zu den Projekten, bei denen ich unterstützen durfte. Finde ich.
Jedenfalls waren viele spannende, lehrreiche und unterhaltsame Schritte dabei. Welchen Rhythmus 2025 wohl haben wird? Prognosen gerne an mich!