Kreativtief ade – Sechs schlaue Tools und Tricks zum Finden und Gestalten schneller Schreib- und Kreativ-Übungen
Kennen Sie das auch, ein Kreativtief, eine Art Blackout im Kopf, das die besten Ideen verhüllt oder gar einsperrt? Eine völlige Starre, die gefühlte Unmöglichkeit, einen unterhaltsamen Text zu kreieren, befällt mich bisweilen auch. Ein Schicksal, aus dem es kein Entrinnen gibt? Nein! Kreativ-Übungen oder andere Tools können neue kreative Kraft und Inspiration bringen. Dabei sind wir Autor*innen nicht auf uns allein gestellt. Es gibt Unterstützung, um wieder ins Schreiben zu kommen. Einige (zum Teil skurrile) Tools, mit denen Sie Kreativ-Übungen für sich oder auch andere vorbereiten können, oder einfache Prompts, warten darauf, entdeckt zu werden. (Oder wiederentdeckt.) Als Inspiration zum Selbermachen gedacht, gibt es in den folgenden Zeilen ebenso zahlreiche Beispiele und Aufgabenstellungen für kreative Übungen, wenn es schneller gehen soll. Ein 2-in1-Paket also.
Kreativtief orten
Aber wie erkenne ich so ein Kreativtief? Eigentlich ganz einfach: Das Blatt Papier oder heutzutage eher das Dokument im Schreibprogramm bleibt weiß (oder eben in der Farbe, die es hat; kann ja sein, dass man auf buntem Untergrund schreiben möchte). Es glänzt mir entgegen. Frisch und frech zeigt es mir, dass kein einziger Buchstabe den Weg aus dem Kopf gefunden hat, keine Kreativität übergesprungen ist, obwohl ich schon lange Zeit davorsitze und eigentlich einen überzeugenden Text verfassen möchte. Manchmal fühlt es sich sogar so an, als ob mich die Leere auf dem Dokument hämisch angrinsen würde. In ganz schlimmen Fällen glaube ich zu hören, dass das (elektronische) Blatt Papier mit mir spricht. „Ich bleibe nackt, denn deine Kreativität hat sich gerade in Luft aufgelöst. Du schaffst es nie, mich zu befüllen! Nie, nie, nie!“ Es beginnt sogar zu singen, in einem harten, drängenden Rhythmus. „Nie, nie, nie!“ Ein eingängiger Refrain. Definitiv nicht mein Lieblingslied.
Vielleicht ist Ihr leeres Dokument nicht ganz so schadenfroh und missgünstig. Egal, das Kreativtief ist da. Aber nicht mehr lang! („Bald bist du voller Buchstaben, Wörter und kreativer Sätze, du schnödes Blatt!“)
Pausen einlegen
Pausen, Pausen, Pausen. Pausen sind jetzt weder kreativ noch innovativ, aber ein wichtiges Tool für den Schreiballtag. Wenn die Kreativität ins Stocken gerät, können sie wieder Energie bringen. Manchmal hilft schon eine kurze Ablenkung. Persönlich mag ich Bewegung – eine aktive Pause, sozusagen. Nicht kreativ, aber vielleicht hilfreich, ist es, aufzustehen und ein Glas Wasser (oder ein anderes halbwegs gesundes Getränk) zu holen. Und zu trinken. Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. Bewegung und Flüssigkeitszufuhr können die Lebensgeister wieder wecken, vielleicht zu mehr Kreativität anregen. Eventuell passt eine kurze Yoga-Einheit. Entschuldigung, da meldet sich wieder die Sportbegeisterte in mir, also bitte betrachten Sie das als sehr vorsichtigen Vorschlag.
Es ist natürlich auch okay, einmal für ein paar Minuten nichts zu tun. Das ist ebenso eine Form der Pause, die der Kreativität zuträglich sein kann.
Fantasiewörter für Kreativität
Mini-Übungen, um die eigene Kreativität wachzurütteln, lassen sich mit Fantasiewörtern in Windeseile erstellen. Wenn man einen Begriff vor sich hat, den es eigentlich nicht gibt, kann man sich eine Definition dafür ausdenken. Dazu muss man die grauen Zellen anregen, die Kreativität anzapfen. Und schon kann man sagen, was denn ‚chuvüsend‘ heißen könnte. Vielleicht ist das ja eine Eigenschaft, die ausdrückt, dass jemand treu wie ein Hund ist? Oder, was meinen Sie? Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf; das ist übrigens gleich eine spontane Mini-Kreativ-Übung.
Nein, den Begriff ‚chuvüsend‘ habe ich nicht selbst erfunden. Der stammt aus dem „Zufallswort-Generator Deutsch“ auf der Plattform Umrechnung.org. (Wie der Name schon sagt, kann man dort viele Daten umrechnen lassen, für die Kreativitätsförderung sind aber vor allem der genannte Generator und vielleicht die Zungenbrecher-Sammlung unter der Rubrik „Text & Sprache“ interessant.)
(Lieblings-)Bücher für kreative Schreibaufgaben
Was gehört zum Schreiben? Wörter, genau. Diese können als Ausgangspunkt für kreative Schreibübungen dienen. Ich denke da an fünf bis zehn zufällig ausgewählte Wörter, die in eine (kurze) Geschichte verpackt werden sollen. Eine solche Aufgabe erfordert Kreativität, Erfindungsgeist, und kann wieder ins Schreiben führen. Aber wo finde ich meine Wörter, wenn ich sie nicht gerade in einem Blogartikel oder Ähnlichem vorgegeben habe?
Auch nicht sonderlich kreativ, aber effektiv: in Büchern. Also auf zum Bücherregal und einfach mit geschlossenen Augen eines auswählen. Oder das Lieblingsbuch für die Kreativ-Übung verwenden. Dann zufällig aufschlagen und blind mit dem Finger nach Wörtern suchen. Jedes so gewählte Wort – vielleicht Füllwörter oder Ähnliches weglassen, notieren. Für die Kreativ-Aufgabe sollten je nach Zeit und Lust fünf bis zehn (oder noch mehr) Wörter als Angabe für die Geschichte stehen. Die kann dann so lang oder so kurz werden, wie es für Sie am besten passt. Hauptsache, Sie bringen Ihre Kreativität zum Vorschein und können alle Wörter einbauen.
Der schnelle Weg, wenn gerade kein Buch zur Hand ist: Stern, „Wui“ (als Ausruf), Verwunderung, Aufruhr, Reisen. (Und weitere fünf, wenn Sie Lust darauf haben: Satz, Sinn, Mamba, Amt, Garnitur.) Was das wohl für eine kreative Geschichte wird?
PS: Die Wörter habe ich übrigens aus einem Buch. Ich verrate aber nicht aus welchem. Das Rätseln, welche*r Autor*in diese verwendet, kann nämlich spontan als Mini-Kreativ-Übung genutzt werden. Also, aus wessen Feder stammen sie? (Falsche Antworten immer willkommen!)
Schreib-Prompts für Kreativität
Ganz klassisch kann man mit Prompts ins kreative Schreiben kommen. Da kann unter anderem eine Situation vorgegeben sein, zu der man seine Gedanken und/oder eine Geschichte verfassen soll. Eine weitere Möglichkeit zur Mini-Kreativ-Aufgabe ist ein erster Satz, der als Ausgangspunkt für eine spannende Story fungiert.
Als Schreib-Prompt können auch bekannte Figuren dienen, deren Ursprung oder Zukunft man sich kreativ annähern kann. Vielleicht möchte man literarische oder filmische Protagonist*innen auch wieder zum Leben erwecken, erzählen, was sie erlebt hätten, wenn sie nicht gestorben wären. (Bei dieser Idee sehe ich Jack nach dem Untergang der Titanic selbst untergehen. Also in diesem Fall eben nicht untergehen und eine etwas komplizierte Ehe mit Rose führen, weil beide sich in der Elternrolle nicht zurechtfinden. Aber das ist natürlich nur eines von unzähligen Beispielen.)
Genug Theorie! Ein paar Schreib-Prompts, um die kreativen Kräfte zu aktivieren, möchte ich unbedingt mitgeben. Ja, es war schon einiges an Inspiration da, um sich selbst eine Aufgabe zu basteln. Das müssen Sie aber nicht (unbedingt).
Situationen als kreative Inspiration:
Ein Tag ohne Strom (und Internet)
Mein schlimmster Kino-/Theaterbesuch
Nach dem Friseurbesuch
Ein Toilettenbesuch um 1000 Euro
Ein ungeplanter Ausflug in die Wende um 1900
Bonus-Tipp für kreatives Schreiben: Schreib-Prompt-Generator
Ist unter meinen vorgeschlagenen Schreib-Prompts keiner dabei, der den Geschmack trifft, dann gibt es noch mehr Anlaufstellen im Internet. In diversen Schreibgruppen auf Social Media werden immer wieder kreative Aufgaben gestellt. (Ja, auch ich versuche, regelmäßig Schreib-Prompts und Kreativ-Impulse zu liefern; dazu mir bitte einfach auf der Lieblingsplattform folgen.) Noch praktischer ist der „Writing Prompt Generator“ von The Story Shack. (Vor allem, wenn man sich etwas mehr Zeit für eine kreative Aufgabe nehmen möchte/kann.) Die Schreib-Prompts geben genaue Angaben zu Wortanzahl, Schreib-Genre, Figur(en), zu verwendenden Bausteinen und Sätzen. Außerdem gibt es eine Bonusanweisung für die jeweilige kreative Aufgabe. Sprich: Die Schreib-Prompts sind eher anspruchsvoll, weniger frei. Wer also die kreative Herausforderung annehmen möchte, sollte sich schnell eine Schreibaufforderung generieren lassen.
The Story Shack kann aber noch viel mehr. Die Plattform bietet unzählige andere Generatoren für Fan-Fiction-Namen, Babynamen, Feen-Namen, Jedi-Namen, Cowboy-Namen, Wikinger-Namen (- wie man die ausspricht, wird leider nicht verraten) etc. Mehr oder weniger für alles, was das kreative (Nerd-)Herz begehrt. Achtung: Hier besteht die Gefahr, sich in den Spielereien etwas zu verlieren. Die verschiedenen Generatoren und Aufgaben können trotzdem wertvolle Inspiration für Kreativ-Übungen geben. Oder sogar für den jeweiligen Text, an dem man gerade arbeitet.
Aber zurück zum eigentlichen Thema und zum Mini-Wermutstropfen bei diesem Kreativitäts-Tool: Die kurzen Schreib-Prompts sind auf Englisch, auch wenn man Deutsch einstellt. Mit Basissprachkenntnissen sollte das allerdings leicht möglich sein. Und vielleicht möchte man ja sogar auf Englisch kreativ werden. Wieso nicht?
Automatisches Schreiben als Kreativ-Motor
Automatisches Schreiben ist eine Alternative zu konkreten Prompts, um in die eigene Kreativität zu finden, wenn einem der Sinn nach Freiheit steht. Hier geht es allgemein gesprochen darum, ins Schreiben zu kommen. Gedanken, Worte, was auch immer aus dem Inneren herausmöchte, sprudeln zu lassen, auf Papier zu bringen. Old School auf echtes Papier mit richtigen Stiften ist dafür besonders geeignet, da die Versuchung, etwas einfach zu löschen wie am PC/Laptop/Smartphone/Tablet, geringer ist. Automatisches Schreiben ist natürlich auch elektronisch möglich. Allerdings sollte man sich dabei nicht selbst beschummeln. Konzipieren und Änderungen haben hier nämlich nichts verloren. Automatisches Schreiben ist kreativ sein ohne Plan, ohne vorgegebenes Ziel. Der Kreativitätserguss muss nicht einmal Sinn ergeben. Ein Schreiben ohne Druck. Ein Schreiben in völliger Freiheit. Wenn es nur Blablabla ist, das dann auf dem Papier steht, ist das völlig okay. Kreativität muss nicht Perfektion heißen. Es kann aber durchaus passieren, dass sehr viel mehr zum Vorschein kommt. Vielleicht sind darunter spannende Ansätze und kreative Ideen. Vielleicht macht sich mehr Leichtigkeit bemerkbar, vielleicht sogar Euphorie.
Fazit
Manchmal braucht die eigene Kreativität einen Anstoß. Als Autor*in hat man viele Möglichkeiten wie automatisches Schreiben, Prompts, ähnliche Kreativ-Übungen oder auch Pausen, um sie wieder sprudeln zu lassen. Je nach Zeit, Anspruch und Motivation kann der passende Kreativ-Boost gewählt werden.