Das aparte ABC der grundlegenden fiktionalen Genres –
11+ Arten, eine Geschichte in Buchform zu erzählen
Mit Genres bekommen es Buch-Liebhaber*innen und Autor*innen in ihrem Leben unweigerlich zu tun. „Aber ein Buch ist doch ein Buch.“ Ja und nein. Denn es steckt mehr dahinter, nämlich Genres:
Romantischer Liebesroman. Fantasyabenteuer eines verknallten Pärchens. Gesellschaftssatire über die wichtigste Sache der Welt. Oder gar ein Sex-Thriller. (Oder doch eher ein Fachbuch über Oxytocin oder ein Dating-Ratgeber – bitte diese beiden Beispiele für den kommenden Blogbeitrag merken, der sich den nicht fiktionalen Büchern widmet! Heute geht es ausschließlich um die fiktionalen Genres.) Unterschiedliche Verpackung für ein und dasselbe Thema jedenfalls. Unterschiedliche Genres also. Die meisten Geschichten lassen sich nämlich auf mehrere Arten erzählen. Diese Arten werden in der Wissenschaft als Genres bezeichnet. Die Literatur bietet da die Qual die Wahl. Manche Arten, also Genres, können zwar besser geeignet erscheinen als andere, aber nichts ist unmöglich. Der Kreativität sind hinsichtlich der Genres kaum Grenzen gesetzt.
Genres als Leitfaden für das Projekt „Traumbuch“
Genres und Gattungen sind eng mit Lese-Erfahrungen, Erwartungen und dem Buchmarkt verbunden. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, sich mit den verschiedenen Genres und Gattungen vertraut zu machen. Manchmal verschwimmen Grenzen, aber schon ein grober Überblick über die verschiedenen Genres bringt mehr Licht ins Dunkel. Denn Wissen ist Macht. Nur mit (Basis-)Wissen über Genres und ihre Konventionen können richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden, die das Projekt „Traumbuch“ auf einen möglichst erfolgreichen Weg bringen.
Disclaimer oder Prolog zum Crashkurs durch die fiktionalen Genres
Heute gibt es daher einen Crashkurs zu den Genres, die dem fiktionalen Bereich zuzuordnen sind. Das sind all jene Bücher, die der Fantasie von Autor*innen entspringen und keinen direkten sachlichen Bezug zur Realität haben. (Zumindest keinen allzu offensichtlichen haben sollten, um Personenrechte zu wahren und zu schützen.) Mehr oder weniger frei erfunden sind, könnte man sagen. Wahrscheinlich ist Ihnen ohnehin schon bewusst, dass es etwa Subgenres oder gar Mischformen gibt, weil oft keine glasklare Grenzziehung möglich ist.
Deshalb lasse ich jetzt die Literaturwissenschaftlerin in mir heraus, um über die wichtigsten Kern-Genres und deren relevante Eigenheiten zu philosophieren. Nicht allzu wissenschaftlich, versprochen! Vieles wird Ihnen wahrscheinlich ohnehin bekannt vorkommen, aber eine Erinnerung an die wichtigsten Genres kann hilfreich sein.
Die Genres sind alphabetisch geordnet und entspringen keinem anderen Reihungsprinzip!
Genre Entwicklungsroman
In den meisten Genres ist der Name Programm. So auch beim Entwicklungsroman, der eine Entwicklung ins Zentrum der Erzählung stellt. Allerdings sollte das streng genommen nicht irgendeine Entwicklung sein. Die Konventionen des Genres verlangen die geistig-seelische Veränderung eines Menschen. Der Protagonist trägt in diesem Genre Konflikte mit seiner Umwelt und/oder mit sich selbst aus, die zu seiner namensspendenden Entwicklung beitragen. Konzentriert sich die Geschichte auf einen jungen Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden, dann spricht man von einer Coming-of-Age-Story. Das ist der moderne Begriff für das Subgenre des Entwicklungsromans, der genau auf diesen Reifungsprozess anspielt. Möchte man gehobener klingen, kann man dazu Bildungsroman sagen.
Geht es bei Reifungsprozessen stark um die Methoden, die zum Einsatz kommen, lässt sich ein Buch ebenso ins Subgenre „Erziehungsroman“ einordnen.
Genre Familienroman
Der Fachbegriff ist im Fall des Familienromans ebenso wenig subtil: Die Genre-Bezeichnung verrät, dass die Hauptfiguren eine Familie bilden. Innerhalb dieser sozialen Einheit sind Konflikte wohl nicht allzu überraschend, sie sind Zentrum der Handlung. Häufig prallen in diesem Genre die Lebenswelten von Eltern und Kindern aufeinander. Wenn es Alt gegen Jung heißt und gar noch Großeltern einbezogen werden, kann man auf das Subgenre „Generationenroman“ zurückgreifen.
Genre Fantasy
Das Fantasy-Genre ist vielfältig, beziehungsweise kann in unzählige Unterkategorien geteilt werden. Der Kernpunkt von Fantasy ist die Loslösung der Geschichte aus der realen Welt hinein in eine zumindest teilweise fantastische Welt, die von allerlei Wesen und/oder Monstern bevölkert sein kann.
Das Fantasy-Genre hat Platz für Abenteuer, Finsternis, Action, aber auch Humor. Das Vorherrschen eines dieser Elemente kann eine weitere Unterteilung sinnvoll machen. (Den Rahmen dieses Crashkurses sprengen die Subgenres von Fantasy aber ein wenig!)
Genre Gesellschaftsroman
Ein Gesellschaftsroman kann große Fragen des Lebens stellen und Entwicklungen abbilden, die nicht nur eine Figur betreffen. Im Genre des Gesellschaftsromans rücken der Schauplatz und seine Gegebenheiten ins Zentrum. Er zeichnet also gesellschaftliche Veränderungen nach, wie der Name schon sagt.
Genre Horror
Horror ist ein Genre, das sich der Klaviatur von Angst und Spannung bedient. Übernatürliche Wesen können Grauen verbreiten. Müssen aber nicht. Bei der psychologischen Ausprägung dieses Genres etwa schaffen das oft auch Menschen. Dabei wird verstärkt mit der Fantasie von Leser*innen gespielt. Horror kann zudem blutig sein (Splatter), sich um Friedhöfe und den Tod drehen (Graveyard Horror) oder mit bekannten Kreaturen wie Werwölfen, Vampiren, Geistern oder Hexen aufwarten.
Wie Sie sehen, viele Möglichkeiten, viele Subgenres, von denen ich einige für einen schnellen Überblick nicht direkt angesprochen habe.
Genre historischer Roman
Wieder ein selbsterklärendes Genre! Historische Romane sind Geschichten, die in der realen Vergangenheit angesiedelt sind und diese möglichst genau abbilden. Manchmal begegnet man als Leser*in darin sogar historisch verbürgten Personen. Muss man aber nicht.
Genre Krimi
Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett. Irgendwo habe ich diesen Spruch wohl aufgeschnappt. Aber egal. Im Krimi-Genre stehen ein Verbrechen und seine Aufklärung im Zentrum.
Das ist der Kern, der allen Subgenres gleich ist. Schaut man sich in Buchhandlungen oder im Internet um, fällt auf: Die Unterkategorien treiben wundersame Blüten. Da gibt es etwa Genusskrimi, Regionalkrimi, Polizeiroman, Gartenkrimi, Gangsterkrimi, die klassische Detektivgeschichte, Agenten- und Spionagekrimi etc., um nur einige Subgenres zu nennen. Diese sind meist ohnehin selbsterklärend, weil sie ihren Fokus im Namen tragen. (Oder diese Subgenres tragen eine nett klingende, abstrakte Bezeichnung, die möglichst viele Leser*innen anlocken soll.)
Genre Liebesroman
Um was es wohl im Liebesroman geht? Um die Liebe, Beziehungsanbahnung oder den Partnerfang, wie auch immer man es nennen möchte. Die Geschichten in diesem Genre handeln von den Schwierigkeiten und Konflikten am Weg zu einer Paarbeziehung.
Die Liebe kann jede/n überall und immer treffen, also ist es nur logisch, dass es unzählige Subgenres gibt: Romantik-Thriller, Erotikromane, Paranormal Romance, Gay Romance und viele mehr. Bezeichnungen geben ebenso Aufschluss über den Fokus und / oder den Einfluss anderer Genres. Meistens ziemlich selbsterklärend. (Für Nerds: Nachrecherchieren oder mich fragen!)
Genre Reiseroman
Noch ein selbsterklärendes Genre! Im Reiseroman geht es um – Bingo! – Reisen. Um den Aufbruch, die Fahrt, die Erlebnisse und Erfahrungen am Weg, in fremden Ländern. Die Rückkehr darf in diesem Genre nicht fehlen.
Genre Science-Fiction
Science-Fiction ist wieder so ein Genre mit so vielen Subgenres, dass ich sie gar nicht alle einzeln aufzählen kann, ohne fast einen Roman zu schreiben. Wahrscheinlich würde ich dabei sogar einige vergessen. Das Wesentliche im Genre der Science-Fiction ist die Annahme, dass die Geschichte in der Zukunft spielt, in einer veränderten Welt. Von Alien-Invasion über den Aufstand von Robotern oder der Kontaktaufnahme zu Marsmenschen – das alles und viel mehr kann Thema im Genre der Science-Fiction-Literatur sein.
Genre Thriller
Beim Thriller geht es um Spannung. Meist wird diese durch eine Bedrohung erzeugt, die definitiv nicht zu vernachlässigen ist. Milde ausgedrückt. Oft ist in diesem Genre nicht nur das Leben der Protagonisten in Gefahr, häufig geht es um eine größere Personengruppe. Das Milieu oder die Art der Bedrohung können eine weitere Unterteilung in Subgenres wie Actionthriller, Verschwörungsthriller, Agententhriller usw. sinnvoll machen.
Detailwissen über Genres und ihre manchmal ziemlich seltsamen Subgenres ist vielleicht nicht der alles entscheidende Hinweis zur Lösung, um den Krimijargon zu bemühen. Ein Überblick, was es so für Möglichkeiten gibt, kann jedoch ein wichtiger erster Schritt sein, Ihre Geschichte zu erzählen. Vielleicht passt ein Genre besser (zu Ihnen). Oder Sie wissen zumindest genauer darüber Bescheid, welche Art, also welches Genre, Sie nicht möchten. Eine annähernde Klassifizierung empfiehlt sich auch für ein gelungenes Buch-Marketing. Genres und ihre Konventionen sind Anhaltspunkte für Leser*innen, auf denen sie ihre Erwartungen aufbauen. (Die so wenig wie möglich enttäuscht werden sollten.)
PS: Bald kommt das Sequel, das sich der nicht fiktionalen Genres und Mischformen annimmt.