Der Klappentext soll nicht die Klappe halten –

Wie Sie Leser*innen Ihr  Buch schmackhaft machen

Der Klappentext soll nicht die Klappe halten –
Wie Sie Leser*innen Ihr Buch schmackhaft machen

Klappentext? Die meisten von Ihnen werden wahrscheinlich wissen, was das ist. Wenn Sie Ihr bisheriges Leben nicht auf dem Mars oder Mond verbracht haben, haben Sie einen solchen zumindest schon einmal in freier Wildbahn gesehen. (Vielleicht gibt es sogar auf anderen Planeten Klappentexte, aber das ist definitiv eine andere Frage.)

Klappentext 101 – Definition

Genau, der Klappentext ist jener kurze Text, den man bei physischen Büchern in der Innenklappe des Schutzumschlages und/oder auf der Rückseite findet. Er kann ebenfalls als Beschreibung für den Online-Verkauf eingesetzt werden beziehungsweise für diese als Basis dienen.

Der Klappentext, diese spezielle Kreatur, ist für alle Arten von Büchern ein wesentlicher Bestandteil. Ist er bei einem Roman oder Sachbuch nicht aufzufinden, fehlt etwas. Ein klaffendes Loch. Eine Wunde, die Sie Ihrem Werk nicht zufügen sollten. (Ein leerer Schutzumschlag oder eine Buchrückseite ohne Worte entsprechen schon gar nicht dem Schönheitsideal in der Bücherwelt. Zurecht, zumindest im Regelfall!)

Aufgaben des Klappentextes

Der Klappentext sollte mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen können. Er soll einerseits über den Inhalt Ihres Buches informieren. So verhindern Sie, dass Leser*innen denken, sie müssten die Katze im Sack kaufen. Und vor dem wichtigsten Schritt, dem Kauf oder zumindest der Lektüre, aufgrund dessen zurückschrecken.

Der Klappentext darf anderseits keine schnöde Inhaltsangabe, wie Sie sie wahrscheinlich in der Schule öfter schreiben mussten, sein. Der Klappentext soll Ihr Buch, egal ob Sachbuch, Ratgeber oder Roman, möglichst spannend präsentieren und repräsentieren. Er soll Leser*innen vermitteln, was sie in etwa erwartet. Der Klappentext soll an die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe(n) erinnern, die die Lektüre Ihres Buches befriedigen kann. Er soll Interessierte emotional packen.

Der Klappentext soll Leser*innen also dazu verlocken, zuzugreifen. Der Klappentext ist, wenn man genauer hinschaut, eigentlich eine Art Werbetext.

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Klappentext als Informationsquelle

Der Klappentext soll die zentralen Fragen, die potenzielle Leser*innen haben könnten, beantworten.

Da wäre einmal der Inhalt. Wie schon erwähnt, ist eine fade Inhaltsangabe des gesamten Buches als Klappentext eher kontraproduktiv. Dann bräuchte es ja niemand mehr lesen … Leser*innen sollten sich anhand einiger zentraler Elemente aber orientieren können. Bei Sachbüchern oder Ratgebern kann das ein Einblick ins Kernthema, in die Grundproblematik sein. Daran kann ein Ausblick auf Lösungsmöglichkeiten oder Bewältigungsstrategien, der nicht allzu viel vorwegnimmt, anschließen. Bei Romanen wollen Leser*innen gerne etwas über die Hauptfiguren, den Schauplatz und die zentralen Konflikte der Protagonisten wissen. Sie sollten hier allerdings nicht zu viel verraten, nicht spoilern. Nur so viele Informationen preisgeben, um Hunger auf mehr zu machen. Im Idealfall gelingt es schon in der knappen Inhaltseinführung, die Einzigartigkeit Ihres Sachbuches, Ratgebers oder Romans anklingen zu lassen.

In den Klappentext gehören ebenso Informationen zur Textart. Für Leser*innen muss ersichtlich sein, ob es sich um ein fiktionales Werk, ein Fachbuch, ein Sachbuch, einen Ratgeber, eine Autobiografie oder eine Mischform handelt. Für Belletristik gilt es, das Genre so zu definieren, dass Fans desselben angesprochen werden. (Das sollte zudem verhindern, dass jemand aufgrund von mangelnder Information unerfüllbare Erwartungen entwickelt, enttäuscht wird und dann eine negative Rezension verfasst. Die wiederum andere Leser*innen abschrecken kann.)

Zielgruppenorientierter Klappentext als Aufruf an Leser*innen

Der Klappentext soll motivieren, zu Ihrem Sachbuch, Ratgeber oder Roman zu greifen. Dafür ist es besonders wichtig, an die Zielgruppe Ihres Buches zu denken. Was möchte sie wissen? Was sucht sie? Welche Erwartungshaltung hat sie? Es gilt, die Bedürfnisse der Zielgruppe möglichst im Klappentext aufzugreifen und anzusprechen. Im Idealfall können Sie Leser*innen hier emotional berühren und gewinnen.

Das Aufgreifen zentraler Bedürfnisse kann direkt sein, beispielsweise mit Fragen wie „Kennen Sie das auch?“ oder „Wollten Sie nicht schon immer einmal …?“. Meine Beispiele sind nicht gerade subtil, ich weiß. Aber eine Möglichkeit. Die Bedürfnisse der Zielgruppe können aber genauso in gehobenerer Art und Weise angesprochen werden. Der Fokus kann etwa auf der Kernthematik liegen, die möglichst so präsentiert wird, dass sie Betroffene und/oder Interessierte mit ins Boot holt. Die Bedürfnisse und Erwartungen können ebenso mit anderen Elementen wie dem Genre gekoppelt sein.

Als (Kauf-)Aufruf funktioniert neben der subtileren Variante, die die Bedürfnisse der Zielgruppe aufgreift, auch eine plumpere. Gibt es schon Referenzen, positive Rezensionen oder gar Auszeichnungen, kann es klug sein, diese in den Klappentext aufzunehmen. Lob und Anerkennung von außen können wahre Werbewunder wirken. Zumindest, wenn sie eine enge Verbindung zum Buch herstellen und glaubwürdig sind.

Aber Vorsicht! Referenzen und Rezensionen sollten in jedem Fall authentisch und echt sein – hier hat Fiktion keinen Platz. Nur in Ausnahmefällen könnten ein lobendes „Wuff-wuff“ und „Miau“ von Haustieren kreativ und als Expertenmeinung passend sein, etwa bei Ratgebern zur Fellpflege oder Ähnlichem. Bei anderen Themen werden Leser*innen wohl echte, menschliche Stimme bevorzugen.

Klappentext als Buch-Miniatur

Der Klappentext muss zu Ihrem Buch passen und dieses repräsentieren können. Das heißt, dass der Klappentext den Stil des gesamten Textes aufgreifen und zeigen sollte, um bei Leser*innen keine gänzlich falschen Erwartungen zu wecken. Falsche Vorstellungen sind gefährlich, denn Enttäuschung oder gar Entsetzen können Leser*innen dazu motivieren, ihre negative Leseerfahrung möglichst lautstark zu teilen. Ich möchte das mit Extrembeispielen konkretisieren.

Duftet der Klappentext eher nach Blümchen und Vanille, geht es im Buch jedoch in tiefere Gefilde, vielleicht gar mit grafischen Schilderungen, könnten Leser*innen geschockt sein. Liebhaber*innen solcher Szenen werden wiederum vermutlich erst gar nicht zu diesem Buch greifen, weil sie erotische Passagen bei einer weichgespülten, kindgerechten Beschreibung nicht erwarten.

Spricht jemanden gerade die nüchterne, sachliche Erzählweise am Klappentext an, wird das Leseerlebnis eventuell negativ ausfallen, wenn der Ton im Buch selbst allzu locker-flockig und flapsig gehalten ist. Oder umgekehrt. Bei einem witzigen Klappentext erhoffen sich so manche Leser*innen eine Fortführung der kreativen Unterhaltung. Wenn dieses vermeintliche Versprechen nicht eingelöst wird, schmeckt die Lektüre eher schal. Eine negative Beurteilung wird wahrscheinlicher.

Klappentext aka schöner Rücken

Ein schöner Rücken kann entzücken. Das gilt nicht nur in Sachen Mode. Die Rückseite ist wesentlicher Bestandteil eines Buches, egal ob Fachbuch, Sachbuch oder Roman. Sie sollte den Text unterstützen, sich ästhetisch anpassen. Dabei ist es ebenso wichtig, Leser*innen optisch anzusprechen. Das Layout inklusive Schriftarten sollte zumindest zum Buchinnenteil passen. Ferner ist es wichtig, die Lesbarkeit zu gewährleisten. Muss ich mit der Lupe an den Klappentext ran, werde ich ein Buch wahrscheinlich sofort wieder weglegen. Oder machen Sie sich gerne so viel Mühe? Ein gutes Layout erleichtert das Lesen, regt dazu an. Dann kann man von einem schönen Rücken sprechen, auch bei Büchern.

Knapper, korrekter Klappentext als Aushängeschild

Zwei wichtige Aspekte, die die textliche Gestaltung des Klappentextes betreffen, fehlen noch: Lesbarkeit und Korrektheit. Beides ist wahrscheinlich logisch, aber zur Sicherheit möchte ich doch darauf hinweisen. Leser*innen sollten Informationen schnell finden und erfassen können. Der Klappentext sollte daher eher knapp, konkret und möglichst nicht kompliziert formuliert sein. Komplexe, fast unverständliche Sätze könnten Interessierte vergraulen. Ebenso abschreckend wirken Grammatik- und Rechtschreibfehler. Ein Klappentext voller Fehler ist kein Aushängeschild.

Fazit:

Ein Klappentext macht ein Buch, egal ob Fachbuch, Sachbuch, Ratgeber, Autobiografie oder Roman, erst zu einem vollständigen Buch. Er sollte multitaskingfähig sein, da er Aufgaben der Information und Werbung gleichzeitig übernehmen muss.

Ein passender, gut durchdachter Klappentext kann (die richtigen) Leser*innen anlocken. Vor einem unpassenden werden sie schreiend davonlaufen. Oder sich zumindest mit einem Kopfschütteln vom Wunsch, das Buch zu lesen, verabschieden.

PS: Der Klappentext sollte definitiv viel, viel kürzer als ein ausführlicher Blogbeitrag über eben jenen sein!

PPS: Es kann sich lohnen, Anregungen und Feedback zum Klappentext bei der Zielgruppe oder Profis einzuholen.